2020 – das Jahr der Frauen?

In klassischen Männerdomänen übernehmen zunehmend Frauen herausragende Funktionen. Sie haben auf dem Grund des Meeres und im All geforscht, geniale Erfindungen gemacht, führen Staaten und Länder und wichtige Bundesverbände, bestimmen die Geldpolitik der EU erheben ihre Stimme gegen Ungerechtigkeit und haben Grenzen überschritten. Von den wenigsten kennt man die Gesichter, aber sie haben etwas für die Menschheit getan.

Der Moment, als Kamala Harris vor die Welt trat und verkündete: „Ich mag die erste Frau in diesem Amt sein, aber garantiert nicht die letzte“, war ein Moment für alle Frauen auf dieser Welt. Die weiblichen Staatschefinnen führten mit klarem Blick und erfolgreicher als viele Männer durch die Pandemie – von Neuseeland über Taiwan und Finnland bis hin zu Deutschland. Auch Bürgerrechtsbewegungen sind weiblich geworden, Frauen sind laut und wagen es, gegen Ungerechtigkeiten aufzustehen. Sogar die Frauenquote in Vorständen wurde hierzulande durchgesetzt.

Aber Frauen verloren auch Terrain. In einem Jahr, in dem Frauen in Polen wieder um die Selbstbestimmung über ihren eigenen Körper kämpfen müssen, in dem Journalistinnen für Jahre eingesperrt wurden, nur weil sie die Wahrheit schrieben, in dem die Gewalt gegen Frauen anstieg, auch hier in Deutschland, fühlt es sich nicht nach Emanzipationsfortschritt an. Epidemien und Krisen warfen die Frauenrechte auch in der Vergangenheit um Jahre zurück. Das ist nicht neu. Es ist wieder eine Zeit angebrochen, in dem Frauen wieder härter um ihren Platz in der Welt kämpfen müssen und um ihre Sichtbarkeit.

Der Grund, warum die Regierungschefinnen die Pandemie besser in den Griff bekamen ist nicht etwa, weil wir Frauen klüger, moralischer oder gar besser wären. Das sicher nicht. Aber vielleicht ist die Messlatte für Frauen in Führungspositionen einfach höher. Lasst uns alle dazu beitragen, dass unsere Superfrauen an die Spitze gelangen und dass ihre Taten sichtbar werden. Das macht allen Frauen Mut. Dieser Moment – dieses Jahr ist so entscheidend, weil gerade vieles im Umbruch ist.  Wir haben jetzt die Chance auf neue Arbeitsmodelle, neue Werte, neues Denken. Wir stehen an einem Wendepunkt. Packen wir es an!