Kinderbetreuung flexibilisieren und ausbauen

Beim Bezirkstreffen des Bezirks 1 von Soroptimist International war dies das Hauptthema. Nun werden die Aussagen von einer repräsentativen Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) unter 1600 Unternehmen im Juli bestätigt: Immer mehr Unternehmen greifen Arbeitnehmern bei der Kinderbetreuung unter die Arme. Das staatliche Angebot reicht demzufolge nicht aus und ist zu unflexibel. Die Wirtschaft bremst das aus.

Nicht nur Eltern, auch die Wirtschaft leidet massiv unter dem unzureichenden Angebot an Kita-Plätzen und der Unflexibilität in den Einrichtungen: Sechs von zehn Unternehmen berichten, dass ihre Beschäftigten und damit ihre betrieblichen Abläufe durch ein unzureichendes Betreuungsangebot eingeschränkt werden.  Seit einem Jahr besteht für Eltern ein grundsätzlicher gesetzlicher Anspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab einem Jahr.
„Bis zu einem bedarfsgerechten Betreuungsangebot haben wir noch ein gutes Stück Weg vor uns“, mahnt DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben dem Handelsblatt. Das größte Problem seien die Betreuungszeiten: „Sie sind nach wie vor zu unflexibel und berücksichtigen zu wenig die Bedürfnisse berufstätiger Eltern.“ Außerdem gebe es immer noch zu wenig Ganztagesangebote. „In mehr als zwei Dritteln der befragten Betriebe müssen Mitarbeiter wegen fehlender Nachmittagsbetreuung ihre Arbeitszeiten reduzieren.“

Für Eltern und Betriebe ist eine gewisse Flexibilität unverzichtbar. Daher greifen die Unternehmen immer häufiger zur Selbsthilfe. Inzwischen bieten fast 90 Prozent der Betriebe flexible und familienfreundliche Arbeitszeiten an. In vielen Betrieben können die Mitarbeiter bei Bedarf auch mal von zu Hause aus arbeiten oder die Kinder mit an den Arbeitsplatz bringen. Sie organisieren Notfallbetreuung, richten Eltern-Kind-Büros ein oder sorgen für ein Betreuungsangebot in den Ferien. Zwei von drei Unternehmen unterstützen ihre Beschäftigten so bei der Kinderbetreuung – doppelt so viele wie vor zwei Jahren.

Die Betriebe machen hier die Hausaufgaben der Politik. Für ein passendes Betreuungsangebot zu sorgen, ist nicht die Aufgabe der Unternehmen. Hier ist eindeutig die Politik gefragt. Die gemeinsamen Anstrengungen von Bund, Ländern und Kommunen dürfen jetzt nicht nachlassen.“